
Christine Frischke
Endlich: Der Rohbau steht, das Dach ist errichtet und im Wind weht ein Kranz aus grünen Zweigen und bunten Bändern. Mit dem Richtfest ist ein wichtiger Meilenstein erreicht. Nach Monaten des Planens vom Hausbau, nach unzähligen Gesprächen und Baustellenbesuchen ist das eigene Heim greifbar geworden. Für die Hausbauenden, die sich lange gefragt haben, ob Fertighaus oder Massivhaus – was passt zu dir, ist das ein emotionaler Moment, bei dem auch mal ein Tränchen verdrückt werden darf. Nun ist es Zeit, Danke an die vielen Helfer:innen zu sagen – und der Nachbarschaft, Familie, Freund:innen den Neubau vorzustellen, indem ein Richtfest ausgerichtet wird.
Schon vor hunderten Jahren wurden Richtfeste gefeiert. Wir schauen uns an, woher die Richtfest-Tradition kommt und welche Bräuche zum Richtfest bis heute aktuell sind. Außerdem geben wir Tipps, welches Richtfestgeschenk für Nachbar:innen oder befreundete Hausbauende gut ankommt und welche Knigge-Regeln gelten.
Das Wichtigste in Kürze:
- Das Richtfest findet statt, sobald Rohbau und Dachstuhl fertig sind. Es ist ein Dank an die Handwerker:innen sowie eine Glücks-Zeremonie für das künftige Heim.
- Eingeladen werden vor allem die Handwerker:innen, aber auch enge Freunde, Familie und die Nachbarschaft feiern mit.
- Die Hausbauenden stellen Bierbänke oder Stehtische auf und sorgen für eine bodenständige, aber leckere Verpflegung.
- Typische Bräuche wie der Richtspruch, das symbolische Einschlagen des Nagels oder das Aufstellen eines Richtbaums gehören unbedingt zum Richtfest dazu.
Bräuche, um ein erfolgreiches Richtfest auszurichten

Zum Richtfest wird keine Festhalle gemietet oder ins Restaurant eingeladen. Das Fest findet immer direkt auf der Baustelle statt, und zwar während der Arbeitszeit. Schließlich soll das Fest vor allem auch den beteiligten Handwerker:innen zugute kommen. Wir haben ein paar traditionelle Ideen zum Richtfest zusammengetragen:
Einer der sicherlich bekanntesten Bräuche zum Richtfest ist, einen Richtkranz – auch Richtkrone genannt – oder einen Richtbaum auf dem Dach anzubringen. Auch hier kommt wieder der bereits erwähnte Aberglaube ins Spiel: Der mit langen bunten Bändern geschmückte Kranz beziehungsweise Baum soll böse Geister fernhalten und das künftige Heim unter einen guten Schutz stellen.
Meist hält ein Zimmermann oder eine Zimmerin den Richtspruch. Der Spruch ist eine Mischung aus Segenswunsch und Dank, der nach festen Regeln abläuft. Am Ende erhebt die Person ihr Glas, um auf die Hausbauenden anzustoßen. Anschließend wirft er es zu Boden. Zerspringt das Glas in viele Scherben, gilt das als gutes Zeichen. Bleibt es dagegen ganz, droht Unglück.
Auf die Hausbauenden wartet dann noch eine wichtige Aufgabe: Sie dürfen symbolisch den letzten Nagel einschlagen. Aber Achtung: Manchmal teilen Handwerker:innen absichtlich einen ungeeigneten Hammer aus oder das vorgebohrte Loch ist zu klein. Für jeden Hammerschlag muss nämlich eine Runde Bier oder Schnaps bezahlt werden.
Nach dem offiziellen Teil folgt ein Festschmaus. Jetzt ist es an den Hausbauenden, die Handwerker:innen und alle anderen Gäste zu bewirten. Es muss nichts Extravagantes aufgetischt werden. Besser sind unkomplizierte, sättigende Speisen, die zu einer Feier auf der Baustelle passen. Beliebt sind zum Beispiel ein herzhafter Eintopf, Gulaschsuppe, Würste mit Kartoffelsalat oder Leberkäse.
Richtfest – wen einladen?
Zum Richtfest sollten die Hausbauenden alle Menschen einladen, die direkt oder indirekt am Hausbau beteiligt sind. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Handwerker:innen. Das Richtfest auszurichten, ist eine Wertschätzung ihrer Arbeit. Auch die:der Architekt:in oder die:der Bauleiter:in können zur Feier eingeladen werden.
Ebenfalls auf der Einladungsliste stehen Familie und enge Freund:innen, denn sie haben die Bauleute meistens tatkräftig oder zumindest emotional unterstützt. Anders als früher müssen die Nachbar:innen der ökologischen Siedlung heutzutage nicht mehr beim Hausbau mit anpacken. Trotzdem können sie gerne zum Richtfest eingeladen werden. Das ist schließlich eine gute Gelegenheit, um erste Kontakte zu knüpfen.
Was bringen die Gäste zum Richtfest mit?
Du bist zu einem Richtfest eingeladen? Dann stellt sich schnell die Frage, mit was du den Hausbauenden eine kleine Freude machen kannst. Es geht dabei nicht unbedingt um besonders originelle Richtfestgeschenke. Ein Klassiker sind Brot und Salz zum Richtfest. Das hat eine lange Tradition. Brot stand in alten Zeiten für Wohlstand. Salz war etwas ganz Besonderes, weil es teuer und nicht so leicht zu bekommen war. Beides steht symbolisch für ein gutes Leben im neuen Zuhause.
Auch praktische Geschenke zum Richtfest sind gerne gesehen, denn nach der Feier stehen immer noch viele Arbeiten an. Mit einem Baumarkt-Gutschein kannst du nichts falsch machen. Bei Werkzeugen oder Gartengeräten ist es besser, sich vorher zu erkundigen, was gebraucht wird.
Dementsprechend kommen natürlich auch dekorative Geschenke als Richtfestgeschenk für die Nachbar:innen gut an. Zum Beispiel eine schönes Türschild, eine Fußmatte oder eine Pflanze für drinnen oder draußen. Oder du bringst eine Flasche Sekt oder Wein zum Anstoßen auf das neue Zuhause mit. Kaffee oder ein Korb mit Lebensmitteln sind ebenfalls tolle Präsente für die frischgebackenen Hausbesitzer. Ganz klassisch kannst du auch einfach einen klassischen Kuchen für die Feier mitbringen.
Das optimale Verhalten: Die Knigge auf dem Richtfest

Es ist so weit: Das Richtfest steht an! Damit die Party auch wirklich rundum gelingt, gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Hier kommt unser Richtfest-Knigge:
Für die Hausbauende als Gastgeber:innen:
- Auch wenn du kein großer Redenschwinger bist: Ein paar Worte des Dankes sind angebracht. Am besten notierst du dir vorher zumindest ein paar Stichworte.
- Gutes Essen hebt die Stimmung. Sorge dafür, dass Speisen und Getränke ausreichend vorhanden sind.
- Damit die Baustelle als Festort einigermaßen einladend wirkt, am besten Bierbänke, Biertische oder Stehtische bereitstellen und ein paar Servietten und Blümchen verteilen.
- Immer daran denken: Es soll eine lockere Veranstaltung sein. Du musst dir keine Gedanken um Extra-Unterhaltung oder eine besonders ausgefeilte Tischdeko machen.
Für die Gäste:
- Bitte pünktlich kommen! Es ist peinlich, mitten in den Richtspruch hineinzuplatzen.
- Kleine Geschenke zum Richtfest zeigen deine Wertschätzung – und wenn es nur der selbstgebackene Kuchen ist.
- Mit Kritik zurückhaltend sein. Für die Hausbauenden ist das ein großer Tag. Niemand möchte heute über Baupatzer oder Geschmacksfragen diskutieren.
- Das Wichtigste: Gute Laune mitbringen.
Eine Tradition, die weiterlebt: Das Richtfest bleibt bestehen
Das Richtfest ist ein Fest voller Traditionen. Es geht um Gemeinschaft und Vorfreude auf das neue Zuhause. Hausbauende, Handwerker:innen, Familie, Nachbar:innen und der Freundeskreis – alle kommen an diesem großen Tag zusammen. Bilder machen nicht vergessen.
Denn noch ist das Haus nicht bereit für den Einzug. Schöne Erinnerungen an das Richtfest können über manch kleine Rückschläge oder Verzögerungen auf der Baustelle hinweghelfen. Es existiert darüber hinaus eine Auswahl toller Richtsprüche, die dich inspirieren können.
Freu dich auf dein Richtfest und komm mit den Menschen, die deinen Hausbau unterstützen in feierlicher Atmosphäre zusammen!