Christine Frischke
Die richtigen Treppenarten für dein Traumhaus wählen
Viele Wege führen nach oben. Aber welche Treppenart darf’s denn sein? Wer ein Haus baut, steht früher oder später genau vor dieser Frage. Und stellt fest: Die „normale“ Treppe gibt es gar nicht. Das fängt bei der Form an und hört beim Baumaterial auf. Die Entscheidung will gut überlegt sein, schließlich bildet die Treppe einen festen Bestandteil des Hauses. Sie kann nicht mal eben ausgetauscht werden wie ein Sofa, das nicht mehr gefällt. Gleichzeitig trägt sie viel zur Ästhetik und Atmosphäre eines Raumes bei. Wir bringen etwas Licht in den Treppendschungel, stellen dir die gängigsten Bauarten vor und verraten, worauf du bei der Auswahl für deinen eigenen Wohntraum achten solltest.
Diese sechs Treppenarten solltest du kennen
Schon die Kriterien, nach denen Treppen eingeteilt werden, sind eine Wissenschaft für sich. Deshalb beschränken wir uns hier darauf, die sechs gängigsten Treppenarten kurz zu skizzieren. Du wirst danach bestimmt mit neuem Blick durch Häuser gehen – und vielleicht Freund oder Freundin wissend zuraunen: „Eine Wangentreppe, eindeutig!“
Wendel- und Spindeltreppe
Unter einer Wendeltreppe können sich die meisten Menschen etwas vorstellen. Sie windet sich spiralförmig nach oben. In der Mitte entsteht ein freier Raum, das sogenannte Treppenauge. Eine besondere Form ist die Spindeltreppe. Sie windet sich um einen Mittelpfosten. Spindeltreppe und Wendeltreppe gelten als die ästhetisch besonders ansprechende Treppenart.
Wangentreppe
Die Wangentreppe ist die wohl klassischste Treppenform und ist in vielen Wohnhäusern anzutreffen. Die Stufen werden links und rechts von sogenannten Wangen oder Wangenbrettern getragen.
Aufgesattelte Treppe oder Holmtreppe
Hier liegen die Stufen nicht wie bei der Wangentreppe zwischen, sondern auf einer Tragkonstruktion. Sie sitzen darauf, wie ein Reiter auf einem Pferd. Daher die Bezeichnung „aufgesattelt“. Die tragenden Teile werden Holme genannt. Durch diese Konstruktion wirkt die Treppe schwebend und offen.
Kragstufentreppe
Hier sind die Stufen nur auf einer Seite befestigt. Die tragende Struktur befindet sich direkt an der Wand, während die gegenüberliegende Seite frei und offen bleibt. Häufig wird auf ein Geländer verzichtet.
Harfentreppe
Bei dieser Treppenart werden die Stufen an einer Seite durch Streben begrenzt. Sie verlaufen wie die Saiten eines Musikinstruments (Harfe!) und dienen als Absturzsicherung. Befestigt werden sie an der Decke.
Faltwerktreppe
Die Faltwerktreppe wirkt wie aus einem Guss. Flache Platten werden so zusammengefügt, dass die Stufen von der Seite betrachtet, wie ein gefaltetes Blatt Papier aussehen. Es entsteht ein leichter und schwebender Eindruck.
Bei all den Begriffen und verschiedenen Treppenarten ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Das Architekturportal Baunetz Wissen hilft mit einem Glossar weiter.
Das gilt es bei der Wahl der Treppenarten zu beachten
Zunächst stellt sich die Frage, wie viel Platz die Treppe überhaupt einnehmen darf. Treppenarten, die gerade nach oben verlaufen, schlucken viel Raum. Andererseits lässt sich der Platz unter den Stufen manchmal geschickt mit einem Schrank oder mit Regalen nutzen – und Stauraum kann man ja bekanntlich nie genug haben.
Als besonders raumsparend gelten Treppenarten wie Wendeltreppen und gewendelte Treppen. Letztere bezeichnen eine Mischform: Sie verlaufen weder gerade noch kreisförmig. Es gibt zum Beispiel Varianten, die einen halben Bogen oder eine S-Form beschreiben. Wenn du dich für eine Treppenart entschieden hast, kannst du an die Details gehen und überlegen, wie du deine Wohnideen optimal umsetzen kannst, um deinem Raum ein einzigartiges Flair zu verleihen.
Das richtige Geländer
Treppengeländer sind nicht immer vorgeschrieben. Aber natürlich tragen sie wesentlich zur Sicherheit bei. Sie sind aber auch ein wichtiges Gestaltungselement. Typischerweise besteht ein Geländer aus drei Elementen: 1. Pfosten, 2. Handlauf, der die Pfosten miteinander verbindet, 3. Füllung, die verhindert, dass jemand zwischen Handlauf und Pfosten hindurchfällt.
Achtung Steigung
Du kennst das: Auf manchen Treppenarten kommst du mehr ins Schwitzen als auf anderen. Das liegt meist am Verhältnis zwischen Stufenhöhe und Auftrittsfläche. Musst du den Fuß weit anheben und kannst ihn dann kaum absetzen, ist das anstrengend. Bei der Planung einer bequemen Treppenart hilft die sogenannte Treppenformel. Sie orientiert sich am durchschnittlichen Schrittmaß eines Menschen und besagt: Stufenhöhe mal zwei plus Stufentiefe sollte 61 bis 65 Zentimeter ergeben.
Von Holz bis Glas
Beim Baumaterial steht eine große Bandbreite zur Verfügung. Der Klassiker der Treppenarten ist natürlich Holz. Die älteste Holztreppe Europas soll unglaubliche 3349 Jahre alt sein. Ebenfalls seit Jahrhunderten im Einsatz sind Treppen aus Naturstein. Das Material ist allerdings teurer als beispielsweise Betonvarianten. Auch Stahl ist beliebt, weil er wenig wiegt und sich in jede Form bringen lässt. Glas wird eher für die Seitenflächen als für die Stufen selbst verwendet. In Asien beliebt sind Treppenarten aus Bambus.
Schutz für Kinder und Haustiere
Treppen können gerade für kleine Kinder aber auch gefährlich sein. Oft sind sie in Eile, haben die Hände voll oder stürmen mit rutschigen Socken die Stufen hinunter. Doch Familien können zumindest auf ein paar Sicherheitskniffe zurückgreifen. Damit Babys und Kleinkinder gar nicht erst in Versuchung kommen, sich allein auf die Treppe zu wagen, können Eltern vor der ersten Stufe spezielle Schutzgitter anbringen.
Ein weiteres Problem: Oft sind Kinder zu klein, um sich am normalen Handlauf festzuhalten. Je nach Treppenart kann daher für die Übergangszeit ein zweiter Kinderhandlauf montiert und später wieder entfernt werden. Antirutschmatten oder Stufenteppiche verringern die Stolpergefahr. Auch Hunde und Katzen profitieren übrigens von so einer Antirutschbeschichtung, da sie auf steilen Stufen leicht abrutschen können.
Treppenarten: Die Königin der Architektur
Das war nur ein kleiner Einblick in die Welt der Treppen. Wir hoffen, du hast gemerkt: Ab und zu lohnt es, den Aufzug stehenzulassen. Und wer mehr über die geheime Königin der Architektur wissen will, kann das in einer spannenden Folge des Podcasts Echtzeit tun.