Carolina Karlsson
Naturnahes Wohnen in der Stadt
Unser Leben ist urban geprägt. Denn mittlerweile halten sich viele Menschen in den Städten auf und sind umgeben von künstlicher Beleuchtung und Abgasen. Kein Wunder also, dass wir uns zunehmend nach mehr Natürlichkeit in unserem Alltag sehnen. Genau diese können wir uns glücklicherweise mit Hilfe von Biophilic Design auch in unsere Innenräume und Städte holen. Um das Konzept etwas besser zu verstehen, schauen wir es uns doch genauer an und werfen zusätzlich einen Blick auf die „14 Patterns of Biophilic Design“. Außerdem zeigen wir dir, welche Vorteile das Leben und Arbeiten in naturinspirierten Städten mit sich bringt und wie du Biophilic Design in dein eigenes Zuhause integrieren kannst.
Was genau ist Biophilic Design
Um das Konzept hinter Biophilic Design zu definieren, solltest du dich in erster Linie auf die Begrifflichkeit konzentrieren. Denn das Wort „Biophilie“ erklärt bereits, worum es grundsätzlich geht. Übersetzt heißt „Biophilie“ nämlich so viel wie „Liebe zum Leben”. Der Autor und Psychoanalytiker Erich Fromm prägte diesen Begriff bereits im Jahr 1973. Zu verstehen ist darunter die tiefe sowie angeborene Zuneigung des Menschen zu allen Lebewesen – egal, ob Flora oder Fauna. Allerdings hat sich der Mensch im Zuge der Industrialisierung im 20. Jahrhundert immer weiter von der natürlichen Umwelt distanziert. Erst in den letzten Jahren hält der Nachhaltigkeitstrend Einzug in viele Haushalte, und so besinnen wir uns allmählich wieder auf unsere grünen Wurzeln. Mehr und mehr wird die Natur dabei zu einem Sehnsuchtsort, der gleichermaßen für Wohlbefinden und Entschleunigung sorgt.
14 Patterns of Biophilic Design: Das steckt dahinter
Um die Idee hinter Biophilic Design stärker hervorzuheben, hat die Beratungsfirma Terrapin Bright Green 14 Leitsätze für eine biophile Gestaltung definiert:
- Visuelle Verbindung mit der Natur: Der Blick nach draußen in die natürliche Umwelt sollte stets im Fokus stehen.
- Nichtvisuelle Verbindung mit der Natur: Gerüche, Geräusche oder Materialien zum Fühlen aus der Natur bilden eine wichtige Grundlage der Gestaltung.
- Unregelmäßige Sinnenreize: Vogelgezwitscher oder das Spiel mit dem Licht schaffen stimulierende Reize für den Menschen.
- Veränderung in der Temperatur sowie Luft: Auch innerhalb eines Gebäudes lassen sich Veränderungen in der Thermik und des Luftzuges vornehmen.
- Nähe zum Wasser: Das Sehen oder Hören von Wasser (z. B. Aquarium, Springbrunnen etc.) fördert die Konzentration und reduziert Stress.
- Dynamisches und diffuses Licht: Die Veränderung der Intensität des Lichts sollte beim Biophilic Design an den Menschen sowie den natürlichen Tagesablauf angepasst werden.
- Verbindung mit natürlichen Systemen: Die Veränderung der Natur lässt sich mit Licht nachempfinden oder durch das Beobachten von Tieren.
- Biomorphe Muster: Die jeweilige Gestaltung greift Formen und Muster auf, wie wir sie aus der Natur kennen.
- Natürliche Materialien: Ebenso spielen beim Biophilic Design Materialien aus der Natur, wie etwa Leder, Holz und Bambus, eine zentrale Rolle.
- Ordnung und Komplexität: Die Ordnung der Natur lässt sich in Tapeten, Teppichen sowie in der Anordnung von Ornamenten aufgreifen.
- Aussicht: Die freie Sicht kann durch die Anordnung der Räume, Wände aus Glas, übergroße Fenster und weitläufige Balkone unterstützt werden.
- Zuflucht: Ein gemütlicher Rückzugsort zum Verweilen erfüllt das Bedürfnis der Bewohner nach Geborgenheit.
- Geheimnis: Um zur Erforschung des Raumes einzuladen, bieten sich verschlungene Wege sowie kleine Überraschungen innerhalb der Gestaltung an.
- Risiko: Ein stabiler Glasboden sorgt für Nervenkitzel und spiegelt die natürlichen Elemente der Gefahr wider.
So holst du dir das Biophilic Design nach Hause
Wer sich die Natur in die eigenen vier Wände holen möchte, hat diverse Möglichkeiten. Als Basis für Biophilic Design in deinem Zuhause bietet sich vor allem die authentische Gestaltung der Fußböden an. Gerade natürliche Materialen wie Holz, Stein oder Kork lassen sich wunderbar als robuster Bodenbelag verwenden. Gleiches gilt selbstverständlich für die Wände. Tapeten aus natürlichem Flachsvlies oder Muster mit Blütenblättern lassen die Natur in dein Zuhause einziehen.
Eingelassene Fenster in den Zimmerdecken oder eine gelungene Installation der Beleuchtung schaffen dabei ein spannendes Spiel von Licht und Schatten, das ebenfalls in der Natur vorzufinden ist. Ein dekoratives Element, das keinesfalls bei einer naturnahen Einrichtung fehlen darf, ist die Natur selber, etwa in Form von Zimmerpflanzen. Diese versprechen nicht nur ein urbanes Dschungelfeeling, sondern sorgen zusätzlich für ein angenehmes Raumklima. Da das Betrachten sowie auch das Wahrnehmen von plätscherndem Wasser nachweislich das Stresslevel reduziert, empfiehlt es sich, Wasserquellen in die naturnahe Gestaltung zu integrieren. Das könnte zum Beispiel ein Aquarium sein oder ein Steinbrunnen für den Innenraum.
Ob Biophilic Design, Urban Gardening oder nachhaltige Wohnprojekte: Mittlerweile bringt uns der moderne Lebensstil wieder ein Stück weit zurück zur Natur und damit zu unseren Wurzeln. Vor allem die Wohnkonzepte der Zukunft verbinden den technologischen Fortschritt mit der natürlichen Umwelt – und das wiederum trägt zum Wohlbefinden sowie zur Gesundheit des Menschen bei.