zukunftswaende
Es riecht nach Land. Wer den sanierten Bauernhof im niedersächsischen Morsum betritt, wird von einer Mischung aus frischer Landluft, Blumenduft, Zementgeruch und dem unverkennbaren Odeur ihrer vierbeinigen Bewohner:innen begrüßt. 6.000 Quadratmeter Grundstück, 300 Quadratmeter Bauernhaus und ein Ehepaar: Mia und Dennis Böhk haben sich ihren Traum vom Bauernhof-Sanieren erfüllt und einen Resthof in Niedersachsen gekauft. Seitdem sanieren sie den Bauernhof samt Bauernhaus in Eigenleistung und machen ihr Bahama Böhki Land zum Lebenshof für Tier und Mensch. Wir haben mit Mia über ihre Tipps bei der Sanierung von Haus und Hof gesprochen – und wie sie ihre Lust daran behält.
Das Wichtigste in Kürze:
- Mia und Dennis sanieren einen Bauernhof und setzen dabei auf energieeffiziente Lösungen wie eine Erdwärmepumpe und Fußbodenheizung, um das alte Bauernhaus nachhaltig zu sanieren.
- Sie planen die Arbeiten eigenständig und nutzen gezielt Fachberatung für Statik und Energieeffizienz.
- Die beiden empfehlen, ohne feste Deadlines zu arbeiten, regelmäßig Pausen einzulegen und das Bauernhof-Sanieren Schritt für Schritt anzugehen.
- Um hohe Entsorgungskosten zu vermeiden, sortieren sie ihren Bauschutt gründlich.
- Der Schlüssel zum Erfolg ihres Projekts einen Bauernhof zu sanieren ist eine gute Zusammenarbeit und Flexibilität, ohne sich unnötig unter Druck zu setzen.
Einen Bauernhof zur Sanierung finden
Fünf oder sechs Jahre lang suchten Mia und Dennis nach dem passenden Bauernhof für ihr Sanierungs-Projekt. „Wir wollten auf dem Land sein, aber nicht völlig isoliert von irgendwelchen Nachbarn“, erzählt Mia, „Ein großes Grundstück war uns wichtig, um viele Projekte umsetzen zu können. Und die Bausubstanz musste so sein, dass eine Kernsanierung möglich war.“ Schließlich wurden sie fündig: Ein 300 Quadratmeter großes Bauernhaus von 1910, umgeben von 6.000 Quadratmetern Land und nur eine halbe Stunde Fahrt von Bremen entfernt. Der Startschuss für ihr gemeinsames Abenteuer.
„Wir sind wirklich glücklich hier“, sagt Mia. „Wir sind nah an der Stadt. Im nächsten Dorf ist ein Supermarkt. Wir haben eine Schule um die Ecke.“ Gefunden haben die beiden den Hof klassisch über Immobilienportale. „Wir waren einfach schnell genug, glaube ich“, sagt Mia, „Wir haben vorgesprochen und es hat geklappt!“
Von der Vision einen Bauernhof zu sanieren zu jeder Menge Bauschutt
„Wir wollen aus dem Haus und Hof einen Spielplatz für Erwachsene machen, wo wir alles machen können, ohne jemanden zu stören“, sagt Mia. Schon jetzt sieht der Hof genau nach dieser Wohnideedanach aus: Ein Mobilheim aus 1990 namens Trude war lange der Rückzugsort auf der Baustelle, daneben lädt ein selbst angelegter Teich zum Verweilen ein. „Oinktown“, steht auf einem selbstgeschriebenen Schild über dem Schweinestall.
„Wir haben so viel aus diesem Haus rausgeholt, wir haben unseren Keller komplett zugeschüttet mit Bauschutt, den wir verursacht haben“, erinnert sich Mia lachend, „Wir haben das Projekt noch kein einziges Mal bereut.“ Dennoch: Nicht alles lief rund bei der Sanierung.
Ein altes Bauernhaus sanieren ohne Architekt:in
Nach dem Kauf haben Mia und Dennis mit etwa einem halben Jahr Entkernung geplant. Gebraucht haben sie 12 Monate: Das Ehepaar hat tragende Wände herausgenommen, Stahlträger eingebaut und neue Fenster in den ehemaligen Heuboden eingebaut.
Dabei verzichteten sie beim Immobilie-Sanieren auf die Hilfe von Architekt:innen. Mia, von Beruf Designerin, nahm diese Rolle selbst in die Hand. „Ich bin an verschiedenen Tageszeiten durch das Haus gewandert und habe überlegt: OK, wenn diese Wand raus ist, wo fällt das Licht hin? Ich habe mir auch viel angelesen, worauf Menschen vom Fach achten.“
Mia und Dennis überlegten selbst, wie groß ihre neuen Fenster sein sollten, wo neue Steckdosen hineinkommen und welche Wände sie stehen lassen. „Das Geld, das wir durch unsere eigene Arbeitsleistung gespart haben, haben wir in andere Expert:innen investiert“, sagt Mia. Eine Energieberaterin unterstützte sie bei der Planung. Auch mit dem Statiker stimmten sie sich für jeden Bauschritt während der Bauernhof-Sanierung eng ab. Denn: „Ich hatte von Anfang an eine krasse Vision.“
Energieeffiziente Sanierung des Bauernhauses mit altem Gemäuer
Ein Hauptaugenmerk der Sanierung lag auf der energetischen Optimierung, um überwiegend ökologisch wohnen zu können. Mia erklärt: „Wir haben jetzt eine nachhaltige, gute, energieeffiziente Heizungsanlage für uns gefunden, gerade für so ein altes Gebäude. Wir haben eine Fußbodenheizung im ganzen Haus, das heißt wir haben eine sehr angenehme schöne Wärme überall.“
Ihr Haus erfüllt nach der Kernsanierung den Standard 85 EE-Effizienzhaus. Ihre Sorge, dass das alte Haus des Bauernhofs nach der Sanierung Probleme bereiten könnte, hat sich nicht bewahrheitet: „Im Winter war es schön warm und im Sommer ist es angenehm kühl im Haus.“
Über die KfW und die BAFA ließen sich Mia und Dennis verschiedene Posten fördern, um ihren persönlichen Traum vom besonderen Eigenheim finanzieren zu können. Eine besondere Investition: eine Erdwärmepumpe. Drei 80-Meter-Löcher sind dafür auf ihrem Hof entstanden. Die Pumpe ist auch eine Investition in die Zukunft, denn auch in Sachen Stromversorgung denken Mia und Dennis nachhaltig: „Wir haben gerade ein Balkonkraftwerk auf unser Dach gesetzt und wir sind auch Solarfreunde.“ Der langfristige Plan: Sie wollen die Stromkosten, die durch die Erdwärmepumpe und die Heizung generiert werde, durch Solar wieder reinholen. „Gerade sparen wir dafür“, verrät Mia.
Herausforderungen und Eigenleistung bei der Bauernhof-Sanierung
Mia und Dennis entschieden sich, einen Großteil der Arbeiten ihrer Bauernhof-Sanierung in Eigenleistung durchzuführen. „Wir sind keine Handwerker, machen fast alles zum ersten Mal“, gibt Mia zu. Das macht für sie den Reiz aus: „Bei jeder neuen Arbeit denke ich: Geil, jetzt machen wir das!“ Diese Begeisterung half dem Paar auch über schwierige Phasen hinweg, wie zum Beispiel beim Einsetzen der Stahlträger für die tragenden Wände. „Die wiegen 400 Kilo. Aber wir wissen das gar nicht mehr, schauen immer in die Zukunft“, lacht Mia.
Und es gab auch positive Überraschungen bei der Sanierung des Bauernhofs: „Zum Glück ist unser Hausdach vollkommen in Ordnung. Direkt nach dem Kauf kam ein Nachbar zu uns – unsere Post war versehentlich zu ihm geliefert worden. Er meinte: ‚Das Dach ist aus den 80ern, das habe übrigens ich gemacht, das ist super.‘ Und das stimmt, das ist wirklich super.“
Teamwork macht den Wohntraum eines sanierten Bauernhofs wahr
Viele Paare haben die Sorge, an der Mammutaufgabe Haussanierung zu zerbrechen. Mia und Dennis hat das gemeinsame Projekt nur stärker zusammengebracht. Ein Schlüssel: ihre Arbeitsteilung. „Schon ganz am Anfang haben wir beschlossen: Wir machen beide alles. Es gibt nichts, das nur der eine macht.“
Ihr gleichberechtigtes Vorgehen hat sich bewährt. Mia zählt die Gründe auf: „Erstens ist es viel leichter, wenn man zu zweit vor einer Herausforderung steht. Man kann hier zweitens richtig viel Neues lernen und das macht viel Spaß. Und drittens kann man sich abwechseln, wenn der eine Höhenangst hat, geht halt der andere die Leiter hoch.“ Mia entdeckte sogar neue Hobbys: „Ich habe meine Leidenschaft fürs Baggerfahren und Radladerfahren entdeckt. Es macht richtig Bock.“
Obwohl beide Vollzeit arbeiten, schaffen sie ihr Projekt Bauernhof-Sanieren neben ihren Jobs. „Wir sind beide selbstständig und können uns die Zeit freier einteilen. Wir empfinden das als sehr privilegiert“, sagt Mia. Und: Man gewöhne sich an alles, auch an so viele Projekte gleichzeitig.
Einen Resthof sanieren als Lebensort für Tier und Mensch
Das Bahama Böhki Land ist mehr als das renovierte Bauernhaus. Mia erklärt: „Wir wollen ein Zukunftsort sein. Ein Safe Space für Tiere, die keine klassischen Haustiere sind: Schweine, Hühner und so weiter.“ Dafür haben sie einen Verein gegründet und schon jetzt sind die ersten Bewohner:innen in Oinktown eingezogen: Sally, Dylan, Eddie und Jette – eine quirlige Schweinebande, die aus einem Massentierbetrieb gerettet wurden. Seit kurzem leben auch vier Hühner auf dem sanierten Bauernhof.
„Ich könnte mir vorstellen, dass wir noch Ziegen bekommen, vielleicht Schafe oder Flaschenlämmer“, erzählt Mia von ihren Plänen. Dabei bleibt sie realistisch: „Wir sagen: Nicht zu viele auf einmal, alles Schritt für Schritt. Erst müssen die Strukturen stimmen, dann darf das Tier kommen.“ Zu viele Tiere sollen es nicht werden, um sich auf jedes Einzelne konzentrieren zu können und allen genug Aufmerksamkeit und Pflege zu geben.
Unterstützung beim Traumprojekt Bauernhof-Sanieren
Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist die Bildungsarbeit: „Wir wollen den Menschen und vor allem den Kindern die Tiere näherbringen. Zum Beispiel bei den Schweinen: Das sind krasse Charaktere. Man hat so eine starke Verbindung zu dem Tier, wenn man das kennenlernt und etwas über das Tier weiß.“ Neben der Aufklärungsarbeit vor Ort wollen Dennis und Mia dort Feste feiern und veranstalten sogar ein Baustellenkonzert.
Das große Projekt des Bauernhof-Sanierens stemmen die beiden nicht allein. „Wir haben Helfer:innentage“, erzählt Mia, noch immer staunend. Über ihren Instagram-Account @bahama_boehki_land rufen sie zu Aktionen auf. „Es war richtig verrückt, als wir dieses Jahr den ersten großen Aktionstag hatten. Es sind 15 Leute gekommen und wir kannten die Leute alle nicht.“ Sogar Anpacken macht im Bahama Böhki Land Spaß.
Tipps zum Bauernhof-Sanieren für Nachahmer:innen und Bauherr:innen
Mia betont, wie wichtig es ist, beim Bauernhof-Sanieren aufeinander Rücksicht zu nehmen: „Ein Bau muss kein Beziehungskiller sein, wenn man es mit Liebe und Kompromiss und Wertschätzung angeht. Zum Beispiel: Beide nichts gegessen und dann Parkett verlegen. Das kann nichts werden. Und wenn dann Sachen nicht funktionieren... Dann muss einer klug genug sein und sagen: ‚Moment, lass mal aufhören, Pizza essen und dann machen wir weiter.‘“
Ihre Tipps für künftige Bauherr:innen und Sanierungsmutige:
- Sei lieb zu dir: „Dann nimmt man halt die Gipsplatte wieder ab, isst erst mal was und macht es dann noch mal und dann vernünftig.“ – Mia rät: Du darfst scheitern, du darfst Sachen falsch machen und dann machst du sie noch mal – das ist okay.
- Mach alles Step by Step: Im Zweifel dauert es länger. „Wegen einer festen Lieferung haben wir einmal von morgens um 8 bis 2 Uhr nachts durchgearbeitet. Wir waren komplett knülle.“ – Mia rät: Keine Deadlines beim Bauernhof-Sanieren setzen, wenn du sie nicht wirklich brauchst. Und: Früh genug anfangen, um Drucksituationen zu vermeiden.
- Sortiere deinen Bauschutt: Unsortierter Bauschutt ist teuer. „Du kriegst richtig viel Ärger und zahlst drauf“, verrät Mia.
Das Bahama Böhki Land ist ein erfolgreicher, sanierter Bauernhof. Es ist ein Ort der Verwandlung – für das alte Gebäude, für die Tiere und für das Paar selbst. Ein Vormittag bei ihnen im Grünen ist wie ein Miniurlaub. Noch ist das Haus eine Teilbaustelle. Der hintere Teil mit Schlafzimmer, Bad und Wohnzimmer ist fertig. Vorn schauen noch Kabel aus der Wand, hier und da fehlt eine Gardine. Doch der Hof lebt. Mia und Dennis zeigen, wie man mit Ausdauer, gegenseitiger Unterstützung und einer klaren Vision einen Bauernhof erfolgreich sanieren kann.